Interessenten einer Berufsunfähigkeitsversicherung müssen sich in der Regel einer Gesundheitsprüfung unterziehen, bevor die gewünschte Versicherung abgeschlossen werden kann. Im Rahmen dieser Gesundheitsprüfung werden potenzielle Risikofaktoren wie der Gesundheitszustand, der ausgeübte Beruf oder risikoreiche Hobbys abgefragt. Auch der BMI, der Body-Mass-Index, ist häufig Bestandteil der Gesundheitsprüfung. Die Versicherungen führen diese Prüfung durch, um das individuelle Berufsunfähigkeitsrisiko der Interessenten bestmöglich einschätzen zu können.

Wie wird der BMI berechnet?

Wie viel ein Mensch wiegen sollte, um ein gesundes Gewicht zu haben, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Nicht nur die Körperform, sondern auch das Alter, Geschlecht, der Gesundheitszustand und die Lebensweise spielen bei der Ermittlung des Idealgewichts eine entscheidende Rolle.

Der BMI ist ein Anhaltspunkt, um festzustellen, ob das eigene Gewicht eher gering, normal oder hoch ist. Als Berechnungsgrundlage wird das Verhältnis von Gewicht und Körpergröße herangezogen. Auch das Alter und das Geschlecht müssen angegeben werden. Die genaue Formel zur Berechnung lautet: Körpergröße in kg / (Körpergröße in m)². Im Internet gibt es verschiedene BMI-Rechner, mit denen der eigene BMI ganz einfach und individuell ermittelt werden kann.

Versicherungen fragen den BMI im Rahmen der Gesundheitsprüfung häufig ab, um über das Gewicht (beziehungsweise den BMI) Rückschlüsse auf die Gesundheit des Interessenten führen zu können.

Sowohl Unter- als auch Übergewicht sind Erkrankungen, die das Risiko einer Berufsunfähigkeit potenziell steigern können und daher von Interesse für die Versicherungen sind. Welchen Einfluss ein hoher oder niedriger BMI haben kann, lesen Sie im Folgenden.

Welchen Einfluss kann der BMI auf die Berufsunfähigkeitsversicherung haben?

Als Normalgewicht für Erwachsene wird ein BMI im Bereich zwischen 18,5 bis 24,9 eingestuft. Ein niedriger BMI wird als Untergewicht eingestuft, ein erhöhter BMI als Übergewicht oder sogar Adipositas.

Grafik: BMI in Deutschland

Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung leidet unter Übergewicht oder Adipositas. Studien wie diese zeigen, dass mit steigendem Alter das Risiko für Übergewicht oder Adipositas zunimmt. Quelle: Statista.

Geringes Körpergewicht

Liegt der BMI unter 18,5, ist eine Person laut der BMI-Berechnungsskala untergewichtig. Untergewicht kann bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu Problemen führen, da untergewichtige Menschen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben. Entscheidend ist immer der Grund für das niedrige Gewicht.

Ist eine diagnostizierte Erkrankung Grund für das niedrige Gewicht, wird diese von den Versicherungen entsprechend bewertet. Interessenten sollten je nach Diagnose mit Risikozuschlägen rechnen. In besonders drastischen Fällen kann es auch zur Antragsablehnung kommen. In jedem Fall gilt, dass die individuellen Faktoren entscheidend für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sind.

Erhöhtes Körpergewicht

Ein BMI zwischen 25 und 29,9 ist ein Indiz für Übergewicht. Wie Versicherungen diesen BMI bewerten, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Bei leichtem Übergewicht kann die Versicherung meist ohne Risikozuschlag abgeschlossen werden. Liegt jedoch eine Erkrankung vor, die das Übergewicht auslöst, fließt diese entsprechend in die Bewertung mit ein und kann den Abschluss erschweren.

Adipositas

Jeder BMI-Wert über 30 gilt bei Erwachsenen als Adipositas, wobei noch einmal zwischen Adipositas Grad I, II und III unterschieden wird. Adipositas wirkt sich in jedem Fall auf den Abschluss der Versicherung aus. Während ein leichtes Übergewicht meist keinen negativen Einfluss auf die Vertragsgestaltung hat, sieht das bei Adipositas anders aus. Die Versicherungen reagieren in der Regel mit hohen Risikozuschlägen oder einer Antragsablehnung.

Kritik am BMI

Seit Jahren werden Stimmen laut, die den BMI als Bewertung für ein scheinbar gesundes Körpergewicht kritisieren. Dafür gibt es einige Gründe.

So kann der BMI bei besonders sportlichen Menschen erhöht sein und außerhalb des Normalbereichs liegen, da der hohe Muskelanteil das Körpergewicht ansteigen lässt. Auch unterschiedliche Körperformen können dafür sorgen, dass der BMI erhöht ist, ohne dass die Person untergewichtig, übergewichtig oder gar adipös ist. Die BMI-Rechner berücksichtigen jedoch weder, wie sportlich ein Mensch ist noch welche Körperform vorliegt.

Außerdem sagt das Ergebnis des BMI-Rechners nichts darüber aus, wieso das Gewicht außerhalb des Normalbereichs liegt und welche Maßnahmen dabei helfen könnten, das Gewicht zu reduzieren oder zu erhöhen.

Die Gründe für einen erhöhten oder niedrigen BMI könnten unterschiedlicher nicht sein: Von Körperformen über ein ungesundes Essverhalten bis hin zu ernsthaften Erkrankungen sind die Gründe von Person zu Person unterschiedlich.

Wichtig!

In jedem Fall sollte der BMI nur als Anhaltspunkt für die Einordnung des eigenen Gewichts verstanden werden. Wer sich unwohl mit seinem Körper oder seinem Essverhalten fühlt, sollte sich an seinen Hausarzt wenden, anstatt eigenständige Therapiemaßnahmen aufgrund des Ergebnisses des BMI-Rechners einzuleiten.

Trotz der Kritikpunkte verlangen noch immer viele Versicherungen die Angabe des BMI, da er eine schnelle und unkomplizierte Möglichkeit darstellt, um das Gewicht eines Menschen mit dem Idealgewicht für das entsprechende Alter und Geschlecht vergleichen zu können.

Wie der Abschluss trotz niedrigem oder hohem BMI gelingen kann

Wer an Untergewicht, Übergewicht oder Adipositas leidet hat es unter Umständen schwieriger, eine attraktive Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Das liegt daran, dass mit einem deutlich erhöhten oder deutlich zu geringem Körpergewicht auch das Risiko für Erkrankungen und somit langfristig das Risiko einer Berufsunfähigkeit steigt.

Die Absicherung, die eine Berufsunfähigkeitsversicherung verspricht, muss allerdings trotz eines BMIs außerdem des Normalbereichs nicht aufgegeben werden. Interessenten können beispielsweise von Sonderaktionen profitieren, die temporär von den Versicherungen angeboten werden. Sonderaktionen können dafür sorgen, dass bestimmte Fragen der Gesundheitsprüfung ausgelassen werden oder die Prüfung im Gesamten deutlich reduziert ausfällt. Im Idealfall müssen Interessenten die Frage nach dem BMI dann nicht beantworten.

Eine weitere Möglichkeit ist die Erstellung von anonymisierten Risikovoranfragen. Diese stellen eigentlich einen normalen Antrag dar, der alle notwendigen Informationen über den Gesundheitszustand enthält. Das Besondere dabei ist jedoch, dass der Antrag anonymisiert wird. Die Versicherungen können keine Rückschlüsse auf die personenbezogenen Daten des Antragstellers ziehen und ihn so im Fall einer Ablehnung auch nicht in die Sonderwagnisdatei aufnehmen. Die Anbieter prüfen die Voranfrage und erstellen gegebenenfalls ein Angebot, welches der Interessent anschließend annehmen oder ablehnen kann.

Wir haben uns auf die „schwierigen Fälle“ spezialisiert!

Seit mehr als 25 Jahren sind wir Experten im Bereich Berufsunfähigkeitsversicherung und haben uns vor allem auf die „schwierigen Fälle“ spezialisiert.

In unserer Rubrik Praxisberichte finden Sie spannende Beispiele aus unserer alltäglichen Arbeit die zeigen, wie der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung trotz Vorerkrankung gelingen kann. Dort finden Sie auch einen Praxisbericht zum Thema geringer BMI, Essstörung oder Adipositas.