Eine Berufsunfähigkeit kann in jedem Alter und jedem Beruf auftreten. Durch Unfälle oder Erkrankungen kann es dazu kommen, dass die Betroffenen ihren Beruf plötzlich nicht mehr ausüben können und das Einkommen gefährdet ist. Im Regelfall erhalten Arbeitnehmer dann die gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Diese fällt allerdings meist so gering aus, dass sie die Einkommensverluste nicht ausreichend ausgleichen kann. Daher empfiehlt es sich, eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Diese zahlt im Leistungsfall eine monatliche Rente und sorgt dafür, dass der gewohnte Lebensstandard gesichert wird.

Damit die Versicherung das Risiko einer Berufsunfähigkeit der zu versichernden Person einschätzen kann, muss diese vor Vertragsabschluss einige Fragen beantworten. Dazu zählen unter anderem Fragen nach potenziell risikoreichen Freizeitaktivitäten aber auch dem Gesundheitszustand. Leidet der Antragssteller unter gewissen Vorerkrankungen kann der Vertragsabschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung erschwert werden. In diesem Artikel wird die Vorerkrankung einer Schilddrüsenüber- und Schilddrüsenunterfunktion im Zusammenhang mit dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung betrachtet.

Symptome und Auswirkungen einer Schilddrüsenerkrankung

Die Schilddrüse ist ein wichtiges Organ, welches einige lebensnotwendige Prozesse im menschlichen Körper steuert. Dazu zählen unter anderem Stoffwechselprozesse, welche Auswirkungen auf das Nervensystem, die Verdauung, das Herz, das Wachstum und den gesamten Kreislauf haben  können. Die beiden häufigsten Erkrankungen im Bereich der Schilddrüse sind die Schilddrüsenüber- oder Schilddrüsenunterfunktion.

Schilddrüsenüberfunktion

Grafik: Diagnose Schilddrüsenüberfunktion in deutschen Krankenhäusern

Jedes Jahr wird in deutschen Krankenhäusern die Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion über 25.000-mal gestellt. Am häufigsten sind Frauen und ältere Menschen von der vermehrten Hormonproduktion der Schilddrüse betroffen. Quelle: GBE-Bund.

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion werden die Stoffwechselprozesse der Schilddrüse so aus dem Gleichgewicht gebracht, dass bestimmte Hormone vermehrt ausgeschüttet werden. Diese vermehrte Ausschüttung der Hormone führt unter anderem zu Unruhe, Herzklopfen, Schlafstörungen, Gewichtsabnahme, Muskelschwäche oder Haarausfall. Von einer Schilddrüsenüberfunktion sind häufig Frauen und ältere Menschen betroffen.

Die Ursachen einer Schilddrüsenüberfunktion kann neben einer Selbstständigkeit der Schilddrüse auch eine Autoimmunkrankheit sein. Behandelt wird eine Schilddrüsenüberfunktion meist mit Medikamenten, um die Ausschüttung der Hormone zu regulieren. In schwereren Fällen kann eine Operation notwendig werden. Durch eine frühzeitige Behandlung der Krankheit, besteht die Möglichkeit, dass diese sich wieder zurückbildet. Wird die Krankheit nicht rechtzeitig behandelt, kann es zu Herzschwäche oder Osteoporose kommen.

Schilddrüsenunterfunktion

Wie der Name schon vermuten lässt, liegt das Hauptmerkmal einer Schilddrüsenunterfunktion in einer verminderten Ausschüttung der dort produzierten Hormone. Dadurch werden die Stoffwechselprozesse, die im Zusammenhang mit der Schilddrüse stehen, verlangsamt. Häufig beobachtete Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind beispielsweise depressive Verstimmungen, Gewichtszunahme, niedriger Blutdruck, Durchblutungsstörungen und eine Verlangsamung des Herzschlags. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann, genau wie eine Schilddrüsenüberfunktion, mithilfe von Medikamenten behandelt werden. Außerdem sollte jährlich mithilfe einer Blutuntersuchung kontrolliert werden, ob die Therapie weiterhin wie gewünscht anschlägt. Wird die Schilddrüsenunterfunktion frühzeitig behandelt, wird ein normales Leben ohne Symptome möglich sein.

Ähnlich wie bei der Schilddrüsenüberfunktion kann eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion zu Folgeerkrankungen wie einem erhöhten Cholesterinspiegel oder Arterienverkalkung führen.

Berufsunfähigkeitsversicherung trotz Schilddrüsenerkrankung

Schilddrüsenüber- und Schilddrüsenunterfunktionen werden von den Versicherungen meist ähnlich bewertet. Liegt eine der beiden  Schilddrüsenerkrankungen vor, muss der Antragssteller einige zusätzliche Fragen beantworten, damit die Versicherung einschätzen kann, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Berufsunfähigkeit aufgrund der Schilddrüsenerkrankung ist. Neben der Beantwortung zusätzlicher Fragen müssen ebenfalls ärztliche Berichte über den Krankheits- und Behandlungsverlauf eingereicht werden. Der Zusatzfragebogen kann sich auf den Bereich der Schilddrüse und den Stoffwechsel beziehen.

Fragen aus dem Zusatzfragebogen für Schilddrüsenerkrankungen können beispielsweise so aussehen:

  1. Wurde eine bösartige Erkrankung der Schilddrüse festgestellt?
  2. Warten Sie derzeit auf Untersuchungsbefunde, bzw. ist eine OP oder Radiotherapie geplant?
  3. Nehmen Sie Medikamente gegen Ihre Schilddrüsenerkrankung?
  4. Bestehen Beschwerden oder bestanden innerhalb der letzten 12 Monate Beschwerden (z.B. psychische Beschwerden, Herzrhythmusstörungen, Müdigkeit)?
  5. Liegt bzw. lag aufgrund dieser Beschwerden eine Arbeitsunfähigkeit vor?
  6. Fand eine Radiojodtherapie oder Schilddrüsenteil- bzw. komplette Schilddrüsenentfernung statt?

Leidet der Antragssteller zwar unter einer Schilddrüsenerkrankung, ist allerdings medikamentös so eingestellt, dass der Alltag symptomfrei ablaufen kann, stehen die Chancen auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung gut. Bestanden im abgefragten Zeitraum keine Beschwerden und wurde generell keine Operation oder Radiojodtherapie nötig, ist in manchen Fällen sogar der Vertragsabschluss zur Normalannahme möglich.

Anders sieht es aus, wenn die zu versichernde Person während des Vertragsabschlusses unter Symptomen der Schilddrüsenerkrankung leidet. Möglicherweise wurden noch nicht die richtigen Medikamente gefunden oder die Behandlung steht noch am Anfang. Dann ist die Chance auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung eher gering. Einige Versicherungen lehnen den Antrag gänzlich ab und bieten keinen Vertragsabschluss mit Risikozuschlägen oder einer Ausschlussklausel an. Andere Versicherungen stellen den Antrag auf die Berufsunfähigkeitsversicherung einige Zeit zurück, bis der Antragssteller keine Symptome mehr aufweist.

Die Einschätzung der Versicherungen bei einer Schilddrüsenerkrankung hängt stark von der Schwere der Krankheit und den Auswirkungen auf den Alltag ab. Daher sollten verschiedene Versicherungen miteinander verglichen werden, um die Versicherung mit dem bestmöglichen Tarif passend zum individuellen Gesundheitszustand zu finden.

Abschluss mithilfe von anonymisierte Risikovoranfragen

Um Versicherungen möglichst effizient miteinander vergleichen zu können, empfiehlt sich die Erstellung sogenannter anonymisierter Risikovoranfragen. Diese stellen einen anonymisierten Antrag dar, welcher mit dem Gesundheitszustand des Interessenten an die Versicherung geschickt wird. Diese entscheidet dann, ob und zu welchen Bedingungen ein Vertragsabschluss mit den genannten Vorerkrankungen möglich ist und erstellt gegebenenfalls ein unverbindliches Angebot für den Antragssteller. Sollte der Antragssteller abgelehnt werden, kann er von der Versicherung nicht in die sogenannte Sonderwagnisdatei aufgenommen werden, da die Versicherung die personenbezogenen Daten des Antragsstellers nicht kennt.

Für die Erstellung solcher Risikovoranfragen, kann es hilfreich sein, professionelle Beratung hinzuziehen, um Rückschlüsse auf die eigene Person in jedem Fall zu vermeiden. Wir bieten Ihnen diesen Service kostenlos an und beraten Sie gerne bei der Wahl Ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung.