Berufsunfähigkeitsversicherung trotz scheinbar gefährlicher Hobbys abschließen – Kampfsport
Um eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen zu können, müssen Interessenten gegenüber der Versicherung verschiedene Angaben machen. Dazu gehört der Gesundheitszustand, der Beruf sowie regelmäßige Hobbys. Mit diesen Angaben verschafft sich die Berufsunfähigkeitsversicherung einen Überblick über das individuelle Berufsunfähigkeitsrisiko des Interessenten. Hobbys, die mit einem erhöhten Verletzungsrisiko verbunden sind, führen häufig zu einer risikoreichen Einstufung seitens der Versicherung und so zu Risikozuschlägen, Ausschlussklauseln oder sogar Antragsablehnungen.
Menschen, die Kampfsportarten ausüben, nehmen in der Regel ein erhöhtes Verletzungsrisiko in Kauf, denn auch bei kontrollierten Kämpfen in Trainings- oder Wettbewerbssituationen kann es immer zu Unfällen oder Verletzungen kommen. Daher ist es für Hobbykampfsportler oft schwieriger, eine attraktive Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Um einschätzen zu können, wie verschiedene Kampfsportarten von den Versicherungen eingestuft werden, haben wir in diesem Beitrag Einschätzungen vorgenommen, die den Reaktionen der Versicherungen ähneln.
Inhalt
Kampfsport als Risikofaktor
Bei Kampfsportarten gilt in der Regel: Je intensiver die Sportart, desto höher der zu zahlende Risikozuschlag oder die Gefahr einer Antragsablehnung. Auch die Teilnahme an Wettbewerben wird von den Versicherungen nicht gerne gesehen und in der Regel mit Risikozuschlägen oder Ausschlussklauseln bewertet. Das liegt daran, dass Kampfsport ein hohes Verletzungsrisiko mit sich bringt und der Wettbewerbscharakter dazu führen kann, dass Menschen ihre Kraft überschätzen oder sich bewusst in gefährliche Situationen begeben. Wird nicht an Wettbewerben teilgenommen, können allerdings einige Kampfsportarten im Regelfall zu normalen Konditionen versichert werden.
Wichtig:
Eine pauschale Einschätzung darüber, wie eine Berufsunfähigkeitsversicherung eine gewisse Sportart bewerten wird, ist aufgrund von verschiedenen Faktoren wie persönlichen Informationen und internen Abläufen in den Versicherungen kaum möglich. Die hier vorgenommen Einschätzungen, wie verschiedene Sportarten von den Versicherungen bewertet werden, sollen daher lediglich als Orientierung dienen.
Aikido
Aikido zählt zu den modernen japanischen Kampfkunstarten und wird betont defensiv ausgeführt. Bei regelmäßigem Training kann vorrangig eine Verbesserung der körperlichen Fitness und Koordination festgestellt werden. Diese Kampfsportart sollte zur Normalannahme versicherbar sein, da sie kein erhöhtes Risiko darstellt.
Arnis / Eskrima / Kali
Diese Sportarten stammen aus den Philippinen und werden mit einem Stock aus Rattanholz ausgeführt. Alle drei Sportarten sollten als reguläre Freizeitaktivität zur Normalannahme versicherbar sein. Wird regelmäßig an Wettkämpfen teilgenommen, sollten Interessenten sich auf Risikozuschläge von mindestens 20 und bis zu 40 Prozent einstellen.
Bachi-Ki-Do
Bachi-Ki-Do ist ein modernes Kampfkunst-System, welches seine Wurzeln im mehr als 100 Jahre alten Ching-Mo Moon Kung hat. Mittlerweile wird es an verschiedenen deutschen Kampfsportschulen unterrichtet. Die Einstufung der Versicherungen hängt von der Teilnahme an Wettbewerben ab: Wird lediglich trainiert, sollte die Normalannahme möglich sein. Werden auch Wettkämpfe bestritten, werden Risikozuschläge ab 25 Prozent fällig.
Bōjutsu
Bōjutsu ähnelt der Sportart Arnis und wird ebenfalls mit einem Stock ausgeübt. Nicht nur die genaue Ausübung ähnelt sich, sondern auch die Bewertung der Berufsunfähigkeitsversicherungen: Normales Training wird voraussichtlich normal versicherbar sein, die Wettkampfteilnahme führt zu Risikozuschlägen von mindestens 20 und bis 40 Prozent.
Boxen
Geht jemand regelmäßig boxen, sollte er bei der Antragstellung auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit einem mittleren Risikozuschlag von ca. 25 Prozent rechnen. Bei der Teilnahme an Wettbewerben werden die meisten Versicherer den Antrag ablehnen. Eine genaue Prüfung der individuellen Ausübung sowie der Vergleich unterschiedlicher Versicherer kann an dieser Stelle hilfreich sein.
Capoeira
Diese Kampfsportart stammt aus Brasilien und wird auch als Kampftanz bezeichnet. Die Teilnahme an Wettbewerben führt zu Risikozuschlägen oder Ausschlussklauseln. Normales Training sollte keine negativen Auswirkungen auf den Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung haben.
Esdo
Esdo ist vorrangig ein Gesundheitssport, welcher mit Selbstverteidigungselementen einhergeht. Es wurde speziell dafür entwickelt, um im Ernstfall gegen körperlich stärkere Gegner bestehen zu können. Sollten regelmäßig an Wettbewerben oder Turnieren teilgenommen werden, wird ein geringer bis mittlerer Risikozuschlag fällig. Das reine Training sollte nicht negativ bewertet werden.
Fechten
Fechten zählt zu den Kampfsportarten, die mit einem Schwert oder Säbel ausgeübt werden. Es ist eine bekannte und beliebte Kampfsportart in Deutschland und sollte – ohne Wettkampfteilnahme – zu Normalannahme versicherbar sein. Wird jedoch an Wettkämpfen teilgenommen, sollten Interessenten sich auf mittlere Risikozuschläge oder Ausschlussklauseln einstellen.
Goshin-Jitsu
Im Vergleich zu anderen Kampfsportarten geht mit Goshin-Jitsu ein geringes Verletzungsrisiko einher. Das liegt daran, dass die Sportart auf dem Prinzip „Siegen durch Nachgeben“ basiert, was heißt, dass durch effiziente Selbstverteidigung die Kraft des Gegners ins Leere laufen soll. Reguläres Training ist in der Regel zur Normalannahme versicherbar. Bei der Teilnahme an Wettkämpfen wird ein geringer bis mittlerer Risikozuschlag erhoben.
Hwarang-Do
Diese koreanische Kampfsportart wird auch ohne die Teilnahme an Wettbewerben mit mittleren Risikozuschlägen bewertet. Werden Wettbewerben ausgeübt, sollten Interessenten sich auf Ablehnungen einstellen.
Jiu-Jitsu/Ju-Jutsu
Während Jiu-Jitsu auf traditionelleren Elementen aufbaut, ist Ju-Jutsu eine modernere Form der Selbstverteidigung. Beide Formen dieser Kampfkunst können in der Regel ohne die Teilnahme an Wettbewerben zur Normalannahme angenommen werden. Interessenten, die an Wettbewerben teilnehmen, sollten sich auf Risikozuschläge von mindestens 25 Prozent einstellen. Kampfsportarten, die nah mit dem Jiu-Jitsu oder dem Ju-Jutsu verwandt sind und daher von der Versicherung ähnlich eingestuft werden sind:
- Daito Ruyu Aiki Bujutsu
- Allkampf / Pankration
- Hapkido
Judo
Judo ist wohl eine der beliebtesten Kampfsportarten in Deutschland. Während die Berufsunfähigkeitsversicherungen die Teilnahme an Wettbewerben mit einem Risikozuschlag von 25 Prozent bewerten, ist das reine Training meist ohne Zuschläge versicherbar.
Karate
Auch Karate zählt in Deutschland zu den beliebteren Kampfsportarten. Wie bei vielen weiteren Kampfsportarten gilt: Das reine Training ohne Wettbewerbe sollte zu den normalen Konditionen versicherbar sein.
Die Wettbewerbsform im Karate unterscheidet sich je nach Körperkontakt der Kämpfenden. Bei Wettbewerben mit leichtem bis mittlerem Körperkontakt sollte mit Risikozuschlägen von rund 25 Prozent gerechnet werden. Wird auch an Vollkontakt Wettbewerben teilgenommen, steigt der Risikozuschlag schnell in eine Höhe von mindestens 75 Prozent. Auch Ausschlussklauseln oder eine sofortige Antragsablehnung sind möglich.
Kendo
Kendo ist eine abgewandelte und moderne Form des japanischen Schwertkampfs. Tatsächlich kann auch hier bei einer Ausübung ohne Wettbewerbsteilnahme von einer Normalannahme ausgegangen werden. Bei Teilnahmen an Wettbewerben wird häufig ein Risikozuschlag von 10 bis 15 Prozent fällig.
Kickboxen
Im Gegensatz zu vielen anderen vorgestellten Kampfsportarten ist Kickboxen auch ohne Teilnahme an Wettbewerben in der Regel nicht zu normalen Konditionen möglich. Interessenten sollten sich auf Zuschläge oder Ausschlussklauseln einstellen.
Bei Wettbewerben mit leichtem Körperkontakt kann mit Zuschlägen von mindestens 50 Prozent gerechnet werden, bei Vollkontakt sollten Interessenten sich eher auf eine Antragsablehnung einstellen.
Krav Maga
Ohne Wettbewerbsteilnahme ist das israelische Selbstverteidigungssystem Krav Maga in der Regel zur Normalannahme versicherbar. Bei der Ausübung von Wettkämpfen wird ein mittlerer Risikozuschlag von mindestens 25 Prozent fällig.
Kung-Fu
Für Kung-Fu gilt: Reines Training ohne Wettkämpfe sollte für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung kein Hindernis darstellen. Werden jedoch Wettkämpfe ausgeführt, unterscheidet sich die Einstufung wie auch bei Karate und Judo nach der Intensität. Vollkontakt kann zu Risikozuschlägen von mindestens 75 Prozent oder einer Ausschlussklausel führen. Bei leichtem bis mittleren Kontakt sollten Interessenten sich auf Risikozuschläge von mindestens 25 Prozent einstellen.
Ringen
Auch beim Ringen sorgt der Wettbewerbscharakter für einen Risikozuschlag von mindestens 25 Prozent. Wird nicht an Wettbewerben teilgenommen, sollte die Berufsunfähigkeitsversicherung den Antrag zur Normalannahme annehmen.
Savate
Diese Kampfsportart aus Frankreich führt bei aktiver Teilnahme an Wettbewerben zur Ablehnung in der Berufsunfähigkeitsversicherung. Auch ohne Wettbewerbsteilnahme werden in der Regel mittlere bis hohe Risikozuschläge erhoben.
Taekwondo
Auch beim Taekwondo ist die Bewertung der Versicherungen von der Intensität der Sportart abhängig: Bei Training ohne Wettbewerbsteilnahme sollte der Antrag zu normalen Konditionen angenommen werden. Leichter bis mittlerer Körperkontakt kann zu Risikozuschlägen von bis zu 25 Prozent führen. Vollkontakt sorgt für Risikozuschläge von mindestens 50 Prozent oder einer Ausschlussklausel.
Thai-Boxen / Muay-Thai
Thai-Boxen oder Muay-Thai wird auch ohne die Teilnahme an Wettbewerben in der Regel mit Risikozuschlägen um die 25 Prozent bewertet. Bei einer Teilnahme an Wettbewerben mit leichtem bis mittleren Körperkontakt kann sich der fällige Risikozuschlag auf mindestens 50 Prozent erhöhen. Abgelehnt wird der Antrag in der Regel, wenn Wettbewerbe mit Vollkontakt ausgeübt werden.
Ultimate Fighting / Mixed-Martial-Arts
Egal welcher Name benutzt wird: Diese Vollkontaktsportart führt bei so gut wie jeder Berufsunfähigkeitsversicherung zu einer Antragsablehnung.
Wrestling / Catchen / Shoot Wrestling
Bei dieser Sportart werden die Reaktionen der Versicherungen mit hoher Wahrscheinlichkeit gleich ausfallen: Wrestling führt automatisch zu einer Antragsablehnung. Das Verletzungsrisiko scheint den Versicherungen bei der beliebten Schaukampf-Sportart zu hoch.
Risikovoranfrage bei der Berufsunfähigkeitsversicherung
Zwar sind einige Kampfsportarten – ohne die Teilnahme an Wettbewerben – zur Normalannahme versicherbar. Allerdings nehmen Sportler häufig an Wettkämpfen teil, um das Gelernte in kontrollierten Umgebungen anwenden zu können. Bei der Ausübung von Wettkämpfen wird bei fast jeder Kampfsportart ein Risikozuschlag fällig.
Nicht jede Versicherung bewertet jedes Hobby gleich, daher ist es für Interessenten sinnvoll, verschiedene Versicherungen miteinander zu vergleichen. Dabei helfen anonymisierte Risikovoranfragen. Dabei werden anonymisierte Anfragen an die Versicherungen geschickt, die keinerlei Rückschlüsse auf den Antragssteller zulassen. Die Versicherungen entscheiden dann, ob und zu welchen Bedingungen Versicherungsschutz geboten werden kann. Der Interessent erhält alle Rückmeldungen der Versicherungen und kann sich für das attraktivste Angebot entscheiden.
Bei der Erstellung der anonymisierten Risikovoranfragen ist es entscheidend, keine Rückschlüsse auf die eigene Person zuzulassen. Wird der Antrag abgelehnt, könnten die Versicherungen den Antragssteller ansonsten in die Sonderwagnisdatei aufnehmen und so den Vertragsabschluss bei einem anderen Versicherer erschweren. Daher sollte die Erstellung der anonymisierten Risikovoranfragen den Experten überlassen werden. Wir bieten Ihnen diesen Service kostenfrei und unverbindlich an und beraten Sie gerne auf dem Weg zu Ihrer individuellen Berufsunfähigkeitsversicherung.
Mögliche Sonderaktionen bei Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung
Ein weiterer Weg zur Berufsunfähigkeitsversicherung trotz Kampfsport Hobby können Sonderaktionen sein. Diese sind zeitlich begrenzte Aktionen der Versicherungen, die ausgewählten Gruppen einen vereinfachten Zugang zur Berufsunfähigkeitsversicherung oder attraktivere Konditionen anbieten. Eine passende Sonderaktion bei Hobby Kampfsport könnte der Verzicht von Fragen nach spezifischen Hobbys sein. Hier finden Sie einen Überblick über aktuell laufende Sonderaktionen.